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»Six Degress of Separation« als offene Lernumgebung

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Ein offene Lernumgebung bedeutet grundsätzlich, dass Schülerinnen und Schüler eigene Fragestellungen entwickeln können und mit eigenen Werkzeugen und Methoden vorgegebene Fragen oder Probleme lösen. Besonders im Mathematikunterricht handelt es sich dabei um ein didaktisch viel versprechendes Konzept, weil es verhindert, dass Methoden rezeptartig angewendet werden. Vielmehr werden eigenständig zielführende Methoden gefunden, was oft mit tief schürfenden Lernprozessen verbunden ist.

Das Problem der kleinen Welt oder eben der »six degrees of separation« kann leicht eingeführt und auf Social Media bezogen werden:

Angenommen, wir treffen auf Facebook auf eine völlig unbekannte Person. Wie wahrscheinlich ist es, dass einer unserer Kontakte mit dieser Person befreundet ist? Wie wahrscheinlich ist es, dass einer unserer Kontakte mit jemandem befreundet ist, die oder der mit dieser Person befreundet ist?

Daran können nun einige Fragen angehängt werden:

  1. Wie könnte ein gutes Experiment aussehen, um diese Frage zu untersuchen?
  2. Angenommen, ich wollte die Bilder eines geschützen Facebook-Profils anschauen und ich weiß, dass ein Freund einer meiner Freundinnen mit der betreffenden Person verbunden ist; aber nicht, welche Freundin und welcher Freund das genau sind. Wie könnte ich vorgehen?
  3. Einige Inhalte von Facebook kann man so schützen, dass sie nur von »Freunden von Freunden« angeschaut werden können. Wie viele »Freunde von Freunden« gibt es wohl?
    Wie viele »Freunde von Freunden von Freunden«?
Bildschirmfoto 2012-12-15 um 14.10.02

Diese Fragen können mit sozialen Netzwerken beantwortet werden. Das Data-Team von Facebook hat die Nutzer intensiv untersucht und dabei herausgefunden, dass im Herbst 2011 die durchschnittliche Distanz zwischen zwei Usern 4.7 »Hops« waren, d.h. es braucht von Person A bis zu Person B 3.7 »Zwischenfreunde«. 6 Hops verbinden 99.9% aller Benutzerinnen und Benutzer von Facebook, 5 Hops 92%.#

Die meisten Netzwerke sind aber sehr lokal, innerhalb eines Landes sind die meisten User mit 4 Hops verbunden, zudem haben fast alle User eine bestimmten Alters Freunde mit demselben Durchschnittsalter.

Bildschirmfoto 2012-12-15 um 14.10.59

Facebook und die betreffenden Forscher kennen die sozialen Netzwerke, Stanley Milgram, auf den das berühmte Experiment zurückgeht, kannte sie nicht. Er ging wie folgt vor:

Das erste Kleine-Welt-Experiment wurde im Jahre 1967 von dem amerikanischen Psychologen Stanley Milgram, damals an der Harvard University, durchgeführt. Milgram erstellte eine Art Informationspaket, das 60 zufällig ausgewählte Teilnehmer an jeweils eine vorher festgelegte Person in Boston zu senden hatten. Als Startpunkte wählte er Personen aus den sozial und geografisch weit von der Zielstadt entfernten Städten Omaha und Wichita. Die Aufgabe der Teilnehmer bestand darin, das Paket nicht direkt an die Zielperson zu senden, sofern sie diese nicht persönlich kannten (bei ihrem Vornamen ansprachen), sondern an eine Person, die sie persönlich kannten und bei der die Wahrscheinlichkeit höher war, dass sie die Zielperson kannte. Gleichzeitig waren die Teilnehmer angehalten, grundlegende Daten über sich selbst in einer Tabelle zu vermerken und eine Postkarte an die Wissenschaftler zu senden, um die Kette nachvollziehbar zu machen.

Ein Team der Columbia-Universität (pdf) hat Milgrams-Experiment wiederholt – mit der Unterstützung von Computern.# Ihre Erkenntnisse waren, dass Menschen auch heute noch offline-Bekanntschaften bevorzugen, meistens Kontakte desselben Geschlechts wählen. Weder sehr enge noch sehr lose Bekanntschaften wurden besonders häufig gewählt; ausschlaggebend waren meist Beruf und Wohnort der »Zwischenfreunde«. Die Durschnittslänge waren 5 Hops (auch hier waren die Netzwerke nicht bekannt), nur 1.6% der Sendungen erreichten das Ziel.



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